Adler Mannheim 2020/21 – Der Kader- und Transfercheck

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Steve Kelly # 11
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Adler Mannheim 2020/21 – Der Kader- und Transfercheck

Beitrag von Steve Kelly # 11 »

Adler Mannheim 2020/21 – Der Kader- und Transfercheck


Noch ist es völlig unsicher, wann oder ob es aufgrund der Corona-Pandemie überhaupt eine DEL- Saison 20020/21 geben wird. Einen geplanten Saisonstart im September kann man verwerfen, aber ich will mich definitiv auch noch nicht mit einem „Worst-Case-Szenario“ anfreunden. 

Die Adler haben mittlerweile alle Unterlagen für die Lizenzprüfung vollständig in der DEL- Zentrale eingereicht. Es war aufgrund der Umstände alles andere als ein Selbstläufer, aber mein Dank gilt an dieser Stelle noch einmal den Verantwortlichen als auch dem gesamten Team. Die stille und von Respekt geprägte Arbeit im Hintergrund, der frühzeitige ehrliche Austausch untereinander sowie die transparente Darstellung der finanziellen Situation waren „Eckpfeiler“, die man sich auch seitens der Deutschen Eishockeyliga gewünscht hätte. 


Der Großteil des Kaders steht – ein Vorteil?

Kommen wir nun zur rein sportlichen Seite und werfen u.a. auch einen Blick auf das Transfergeschehen. Bei genauerer Betrachtung des Adler-Kaders fällt direkt auf, dass Verträge von einigen Leistungsträgern bereits Ende letzten Jahres verlängert wurden. Eine vollkommen nachvollziehbare Entscheidung, aber in gewisser Weise zugleich ein Vertrauensvorschuss, den es nun zurückzuzahlen gilt. 

Die Situation zwischen den Pfosten dürfte vielen Adler-Fans bekannt vorkommen. Richtig, Dennis Endras und Felix Brückmann hüteten schon einmal gemeinsam in den Spielzeiten 12/13 und 13/14 das Mannheimer Tor. Aufgrund der besseren Aussichten als „Starting Goalie“ auflaufen zu können, verschlug es Brückmann im Anschluss nach Wolfsburg zu seinem damaligen und nun wieder aktuellem Chef Pavel Gross. 

Nachdem Felix Brückmann die komplette Saison 2018/19 wegen einer schwerwiegenden Hüftverletzung pausieren musste, gab es leichte (berechtigte) Zweifel, ob er wieder zu alter Form zurückfinden könne. Diese Bedenken wurden schnell ausgeräumt; dem hart arbeitenden Brückmann gelang das Comeback und er etablierte sich direkt wieder unter den Top-Torhütern der Liga. Dies entging auch den Adlern nicht, sodass man sich bereits früh dazu entschloss, Felix Brückmann ein Vertragsangebot zu unterbreiten. 

Es gab vielleicht auch andere Goalies auf dem Markt, die am Ende der Spielzeit „Free Agents“ werden würden (Matthias Niederberger von der DEG oder Dustin Strahlmeier aus Schwenningen), aber die Mannheimer Verantwortlichen entschieden sich bewusst für den gebürtigen Breisacher. Sich waren überzeugt davon, dass sie sich mit Brückmann das beste Gesamtpaket angeln würden. Einerseits ist ihm das Mannheimer Umfeld sehr gut bekannt – „The Cat“ weiß also, worauf er sich einstellen kann/ muss – und andererseits kennen ihn die Trainer Pavel Gross und sein Assistent Mike Pellegrims bestens aus ihrer Zeit in Wolfsburg. 


Unter dem Strich ist es zudem ein sinnvoller Gedanke, wieder auf ein deutsches Duo im Tor zu  setzen  und  dafür  keine Ausländerlizenz zu  vergeben. Nichts gegen den Schweden Johan Gustafsson – ein durchweg angenehmer Zeitgenosse – jedoch war früh klar, dass er wahrscheinlich aufgrund der damals mangelnden (deutschen) Alternativen auf dem Torhütermarkt, nicht mehr als eine Art einjähriger „Platzhalter“ sein würde.

Mit Dennis Endras und Felix Brückmann verfügen die Adler nun über ein sehr gutes deutsches Torhütergespann. Wer Pavel Gross kennt, der weiß, dass die Einsätze in der Hauptrunde vermutlich wieder annähernd gleich verteilt werden dürften, solange sich niemand der beiden verletzt. Ein Szenario womit alle gut leben dürften. 


In der Abwehr
sind hingegen keine Veränderungen eingetreten. Die Verträge mit den beiden Top-Verteidigern Mark Katic sowie Joonas Lehtivuori verlängerten die Adler jeweils um zwei Jahre und Cody Lampl wurde mit einem weiteren Vertragsjahr für seine soliden Leistungen belohnt. Thomas Larkin erhielt nach der Meistersaison mit Aussicht auf einen deutschen Pass (Erhalt ungewiss) einen neuen Dreijahresvertrag und mit Akdag/ Reul scheint sich ein sehr solides Verteidigerpärchen gefunden zu haben.

Ein kleines Fragezeichen stand eventuell hinter den Personalien Chad Billins und Björn Krupp, die sich ihre erste Saison im Trikot der Adler Mannheim sicherlich beide etwas anders vorgestellt haben. 

Billins machte seine Sache nicht schlecht, wenn er zum Einsatz kam; allerdings war seine (offensive) Rolle im Spielsystem von Pavel Gross allen voran bereits durch Mark Katic und mit Abstrichen Joonas Lehtivuori „abgedeckt“. Somit war es alles andere als leicht, für den US-Amerikaner durchzustarten – im Gegenteil: er fand sich sogar (leider) gelegentlich als überzähliger Spieler wieder. 

Absolut positiv zu bewerten war Chad Billins‘ Umgang mit der Situation. Er gab sich stets als Teamplayer und trainierte hart weiter für seine Chance, ohne zu murren oder irgendwelche Ansprüche zu stellen. Dieses Verhalten imponierte auch den Trainern. Eine eventuelle Vertragsauflösung seines Zweijahresvertrages ist keine Option (mehr). 
Bleibt zu hoffen, dass Chad Billins in seiner zweiten Saison in Mannheim eine Nische findet. Dass der Mann nämlich eigentlich über genügend Qualität verfügt, hat er nicht nur in der AHL sondern auch in der SHL eindrucksvoll bewiesen.

Etwas anders gestaltet sich die Sachlage bei Björn Krupp. Als Defensivverteidiger der Grizzly Wolfsburg dem Trainerteam ebenfalls bestens bekannt, erhoffte man sich nicht nur Ersatz für Brendan Mikkelson, sondern insgeheim gar eine Verstärkung. Leider ist diese Personalie für meine Begriffe eine der wenigen oder gar der bisher einzige Transfer in den letzten beiden Jahren unter der neuen sportlichen Führung, der nicht wirklich das gehalten hat, was man sich im Vorfeld versprach. Vom Einsatz und Willen möchte ich Björn Krupp überhaupt nichts absprechen, aber er erschien mir mitunter nicht immer voll auf der Höhe des Spielgeschehens und zeigte sich selbst in der Defensivarbeit das eine oder andere Mal fehleranfällig. 

In Anbetracht der Tatsache, dass Moritz Wirth für einen der beiden U23-Spos in Frage kommen könnte, würde die Luft für Krupp noch dünner werden…


Die Abteilung Attacke ist mit Sicherheit das Prunkstück der Adler, auch wenn der Abgang von Topscorer Borna Rendulic schmerzhaft ist – wohlgemerkt „schmerzhaft“ aber nicht „unersetzlich“! 

Vorweg, das deutsche Gerüst, was den Adlern in der kommenden Saison als auch in den Jahren danach zur Verfügung steht, sucht seinesgleichen. Selbst bei einem (sehr) wahrscheinlichen Wechsel von Top- Talent Tim Stützle nach Nordamerika, stehen besonders mit Markus Eisenschmid, Matthias Plachta, David Wolf, dem neu verpflichteten Stefan Loibl aus Straubing, „Arbeitsbiene“ Nico Krämmer und DEL2- Rookie des Jahres Yannik Valenti, absolut vielversprechende Jungs im Kader. Dabei wird es aber wohl nicht bleiben. Nach meinen Informationen gesellt sich mit Manuel Wiederer ein weiterer junger deutscher Nationalspieler aus der AHL zu den Adlern. Durch „Corona“ und den auferlegten Transferstopp verzögert sich die ganze Angelegenheit allerdings noch. Weiterhin kann San José  „Wieds“ bis zum 30. Juni 2020 noch ein sogenanntes „Qualyfing Offer“ unterbreiten, um nicht die Rechte am Stürmer zu verlieren. 

Doch nicht nur die deutsche Fraktion kann sich sehen lassen. Mit Andrew Desjardins und Ben Smith haben die Adler zwei der vielseitigsten Angreifer der DEL in ihren Reihen. Kleinere Schwächen – außer vielleicht gelegentlich beim Torabschluss/ der Chancenverwertung – sind kaum auszumachen. Gerade für jüngere Spieler sind es zwei gute Bezugspersonen, an denen man sich aufrichten kann und die in Sachen Einstellung und Bereitschaft als Vorbilder dienen. 

Ein Vorbild an Einsatz ist ebenso Tommi Huhtala. Ob sein finnischer Kollege Jan-Mikael Järvinen zu den Adler Mannheim zurückkehren wird, kann aktuell noch nicht final beantwortet werden. Manager Jan-Axel Alavaara würde den Vertrag gerne verlängern, aber sowohl der Spieler selbst als auch sein Agent wissen um den eigenen Marktwert. Bleibt nur zu hoffen, dass der Transferstopp mit der einhergehenden Planungsunsicherheit nicht erneut zum Verhängnis wird und man nach Rendulic den zweiten Leistungsträger ziehen lassen muss. Auch wenn es womöglich nur ein Randeffekt ist, könnte sich positiv auswirken, dass sich mit Tommi Huhtala und Joonas Lehtivuori bereits zwei Finnen in der Mannschaft befinden.


Bleibt die Frage zu klären, ob die weitestgehend geringen Veränderungen im Adler-Kader einen positiven oder doch eher negativen Effekt mit sich bringen. 
Meiner Ansicht nach ist dies ziemlich eindeutig zu beantworten – es überwiegt nämlich der positive Effekt. Mir ist bewusst und auch aus der Vergangenheit bekannt, dass „Blutauffrischungen“ in einem gewissen Rahmen unumgänglich sind, um auch innerhalb des Kadergefüges neue Reize setzen zu können. Nach den Meisterschaften 2006/07 (Adam Hauser für Jean-Marc Pelletier und Michael Hackert für Nathan Robinson) und 2014/15 (Mathieu Carle für Bobby Raymond und Ryan MacMurchy für Frank Mauer) hat man dies schmerzhaft feststellen müssen. 

Hier und heute verfügen die Adler jedoch über eine „besondere“ Mischung. Der Kader ist mit Bedacht zusammengestellt und nicht nur auf den kurzfristigen Erfolg ausgelegt worden. Erfahrenen ausländischen Kräften stehen mitunter junge, deutsche Nationalspieler gegenüber. Die Chemie stimmt. Nicht umsonst haben die Verantwortlichen betont, dass man mit dem zufrieden sei, was man an Spielern habe. Es ist gewiss nicht immer einfach, aber ich habe bisher noch keinen Adler-Trainer kennengelernt, der seinen Spielern die Hingabe zum Eishockeysport und die dafür notwendige Disziplin derart vorlebt, wie Pavel Gross es tut. 


Was gibt der Spielermarkt her?

Das zu beantworten ist momentan nicht so einfach. 

Trotz der Tatsache, dass es bei manchen Teams in der KHL finanzielle Probleme gibt, wird dort weiter munter verpflichtet. So auch in der schwedischen SHL. Der ein oder andere interessante Name ist somit schon vom Radar verschwunden. In den USA könnte die angespannte Situation mit vielen Unruhen, Spieler zum Umdenken bewegen, ihre Karriere in Europa fortsetzen zu wollen. Nach längerer Recherche und Abklappern von Kontakten bin ich bei zumindest zwei Namen hängen geblieben, die auch im Scouting- Netzwerk der Adler einen Platz haben sollen. Hier ist in den vergangenen zwei Jahren wirklich gute Arbeit geleistet worden, man hat eine breit angelegte Datenbank erstellt.

Bei den beiden Spielern, die mir zu Ohren gekommen sind, handelt es sich um Josh Currie (27 Jahre, Right Wing/ Bakersfield Condors) und Byron Froese (29 Jahre, Stürmer/ Stockton Heat). 

Josh Currie, der übrigens schon ein paar Tage in der Kader- und Gerüchteübersicht gelistet ist, wäre eher ein Torjäger, der sich – ähnlich wie Froese – erst mit ein wenig Anlaufzeit als ein solcher auch in der AHL etabliert hat. Er besitzt einen guten Schuss und hat das Gespür zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. In Bakersfield genießt der Right Wing ein hohes Ansehen. Bei jeder Trainingseinheit ist er einer der ersten Akteure auf dem Eis und verlässt dieses als einer der Letzten. Der RNZ und Herrn Kundel hat der Name offenbar auch ganz gut gefallen, sodass man schon von eigenen RNZ-Informationen spricht. Das wage ich an dieser Stelle mal stark zu bezweifeln, aber wer es nötig hat...

Byron Froese galt hingegen lange Zeit als eher defensiv orientierter Stürmer, ehe er ab der Saison 14/15 im Trikot der Toronto Marlies seinen offensiven Output deutlich steigerte und nun ein sehr zuverlässiger Zwei-Wege-Spieler ist. Eine seiner großen Stärken ist Leadership. Nicht umsonst trug er zuletzt bei Laval Rocket und Stockton das „C“ auf der Brust. Laut seinen Coaches ist er ein Spieler, den du im Sturm auf jeder Position, in jeder Formation einsetzen kannst und der dort seine Nebenleute besser macht. 
Ganz nebenbei bemerkt hat Byron Froese schon mit Ben Smith und Markus Eisenschmid zusammengespielt.


Es ist (fast) angerichtet – wäre da nicht „Corona“…

Je öfter ich über den Kader nachdenke, desto mehr packt mich die Sehnsucht nach Eishockey, insbesondere den Adlern. Wenn wir jetzt mal die erschwerten äußerlichen Umstände nicht in die Schlussbewertung mit einbeziehen, dann kann ich nur sagen, dass die Adler weiterhin auf einem guten Weg sind, dauerhaft oben mitzumischen.  Seit dem Wechsel in der Führungsetage nach der Saison 2017/18, hat die Organisation noch einmal deutlich an Professionalität dazugewonnen. Nichts wird mehr dem Zufall überlassen, sondern es gibt einen Rahmenplan, der allerdings nicht zwanghaft strikt eingehalten werden muss, sondern auch Variabilität zulässt – lediglich das Ziel ist stets dasselbe: Erfolg!

Die Hausaufgaben wurden bislang gemacht und ganz nach dem Motto „Stillstand ist Rückschritt“ wird im Hintergrund weiter an der Mannschaft für die Saison 2020/21 geplant und gewerkelt. Das gilt auch für Vertragsverlängerungen von Pavel Gross, Mike Pellegrims sowie Jan-Axel Alavaara.


Beste Grüße
​​​​​​​Stephan 


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Jochen76
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Re: Adler Mannheim 2020/21 – Der Kader- und Transfercheck

Beitrag von Jochen76 »

Wie auf Twitter schon gesagt. Danke Stephan!

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