Hannes hat geschrieben: ↑So Jun 09, 2019 12:59 pm
[...] Ich hatte ja insgeheim gehofft, dass wir einen Finalteilnehmer verpflichten. In beiden Teams gibt es interessante Spieler.
Bspw. Andrew Poturalski oder Daniel Carr.
Beide genannten Akteure spielen in der AHL sicherlich (sehr) gute Rollen in ihren Teams und stechen als Scorer heraus.
Allerdings sind wir hier doch wieder beim "leidigen Thema" Statistiken. Klar, bei Eliteprospects.com sieht das prima aus, aber ist das wirklich so ausschlaggebend? Ich behaupte mal nicht! Gerade unter Manager Jan-Axel Alavaara sollte eigentlich unterstrichen worden sein, dass persönliche Statistiken nicht den übergeordneten Wert haben. Der Spieler muss in erster Linie "passen" und der Kader mit Bedacht zusammengestellt bzw. ergänzt werden. Die zahlreichen Einzelgespräche führt man ja nicht, weil man mit der Zeit nichts besseres anzufangen weiß. Nicht selten fällt daher auch das Wörtchen "Charakter".
Zum Charakter von Andrew Poturalski oder Daniel Carr kann ich aus dem Stehgreif natürlich nichts sagen, aber wenn man ihre Spielweise näher beleuchtet, kann sich jeder für sich ein Bild davon machen, ob einer der Beiden für die Adler wirklich interessant gewesen wäre. Darüber hinaus darf man nicht vergessen, welche Pläne die Spieler selbst haben.
Andrew Poturalski ist ein Center, der über die Schnelligkeit kommt. Wenn es lediglich danach ginge, könnte sich das mit der Spielidee von Pavel Gross unter einen Hut bringen lassen. Offensiv tritt er mehr als Vorlagengeber in Erscheinung. Ein Blick auf den aktuellen Adler-Kader geworfen: Brauchen wir eher einen Assistgeber oder jemanden, der auch mal vorrangig selbst den Abschluss sucht?! Antwort dürfte klar sein. Weiterhin - vielleicht nicht der Hauptaspekt, aber dennoch immer mit zu berücksichtigen - ist Poturalski aufgrund seiner körperlichen Statur auch nicht gerade jemand, der weder dafür bekannt ist, kontinuierlich mit in der eigenen Zone zu verteidigen noch (körperbetont) am Gegenspieler zu kleben. Dürfte nicht unerheblich sein, warum eine echte NHL-Chance bisher noch auf sich warten ließ. Trotzdem ist dies immer noch sein erkärtes Ziel, mehr als nur 2 Spiele NHL-Luft schnuppern zu dürfen.
Daniel Carr ist da schon eine bisschen andere Geschichte. Er ist jemand, der den Abschluss sucht (hat einen guten Schuss) und auch einen "gesunden Egoismus" an den Tag legt. Erzielt zudem "schmützige" Tore, weil er der Scheibe hinterher geht und sie dann reinarbeitet. Klingt bis hierhin absolut positiv und verschaffte ihm auch die Gelegenheit in bisher 100 NHL-Spielen auf dem Eis zu stehen. Mehr sind es bis heute allerdings nicht geworden, weil ihm gerade die als wichtig angesehene Defensivarbeit zu kurz kommt und - was besonders auf der größeren Eisfläche von Bedeutung ist - ein sechster Gang fehlt. Sprich, er ist ein ordentlicher Schlittschuhläufer, der aber nicht den entscheidenden "Kick" hat. Davon ab, scheint er nach seinem starken Jahr in der AHL das Vorhaben zu verfolgen, sich über die Camps für höhere Aufgaben zu empfehlen.
Im Prinzip würde ich ja persönlich sogar einer These, dass man ein oder zwei solcher Spielertypen in der Mannschaft durchaus haben kann, zustimmen. Schließlich hat jeder Akteur in der DEL irgendwo "Schwächen", sonst würde er wohl eher nicht in Deutschland spielen. Allerdings ist dabei auch stets Vorsicht geboten und ich bin nicht der Manager oder Trainer der Adler. Da sowohl Jan-Axel Alavaara als auch Pavel Gross bisher sehr, sehr vieles richtig gemacht haben in ihrem ersten Jahr bei den Adlern, stehe ich voll hinter ihren Entscheidungen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich glaube, dass Neuzugang Borna Rendulic noch den ein oder anderen hier im Forum überraschen wird. Rendulic passt gut in das Anfordeungsprofil, kennt die große Eisfläche und genoss in Finnland eine starke Eishockey- Ausbildung, sodaSS womöglich kleinere Schwächen in der Defensivarbeit nicht der Rede Wert sein sollten (siehe oben).
Dabei darf man ebenfalls nicht außer Acht lassen, dass Alavaara während der AHL-Playoffs in Nordamerika zugegen war und einige Spiele besucht hat... was ich diesbezüglich noch sagen kann: Rendulic schien
nicht sein "Notfallplan" gewesen zu sein, weil jemand aus Nordamerika kurzfristig abgesprungen ist...
Nicht unpassend dazu kam vor ein paar Tagen kam im anderen Forum die Frage auf, wie das bei den Adlern mit dem Scouting so aussieht. Speziell ging es bei der Frage danach, ob man - neben den bekannten Scouts - auch einen "Späher" in der KHL hätte, aber meine Ausführung ist relativ allgemein gehalten und insofern werde ich es hier einfach mal anfügen, weil ich der Ansicht bin, dass es nicht gänzlich fehl am Platze ist:
Einen eigenen Scout für die KHL, wie es für die Mannheimer Todd Hlushko sowie Bill Stewart in Nordamerika und Tommi Vesanen in Skandinavien sind, haben die Adler meines Wissens nach (noch?) nicht. Jedoch hat Alavaara selbst einen Überblick/ eine Liste interessanter Kandidaten, die regelmäßig mit den oben genannten Personen bearbeitet wird. Die Anzahl an Spielern wird dann Stück für Stück heruntergebrochen, ehe es an eine noch detailliertere Analyse geht. Natürlich führt man auch Gespräche mit diversen Spieleragenten und holt sich weitere Meinungen ein. Der Blick konzentriert sich nicht nur auf die Gegenwart, sondern geht auch in Richtung Zukunft. Durch seine Scouting-Tätigkeit bei den Buffalo Sabers, welche Alavaara vor seinem Engagement als Adler-Manager ausübte, geht der Schwede mit sehr viel Akribie zu Werke und hat bereits eine Vorstellung davon, worauf es bei der Suche ankommt. Ich kann mich in diesem Zusammenhang noch grob an ein paar Worte von Bill Stewart erinnern, als dieser zum ersten Mal mit der Runde "tagte". Er habe in seiner zugegebenermaßen noch recht kurzen Zeit als Scout/ Berater vorher noch nie gesehen, wie professionell Alavaara ein solches Treffen durchorganisiere.
Abschließend bleibt mir nur das zu wiederholen, was auch schon durch die Presse ging: Die Verantwortlichen der Adler haben einen Plan und wissen, was sie tun. Die Zeiten von Teal Fowler sind zum Glück vorbei!
Just my two cents...
Gruß
Stephan